Montag, 10. Dezember 2007

Habari za Faraja


Ihr Lieben,

endlich haben wir zumindest für den Übergang eine, wenn auch treuere Internetlösung für uns zuhause gefunden, so dass auch wieder Infos verschicken können. (leider wieder ohne Bilder).


Vor drei Wochen sind wir nun in unserem neuen Zuhause angekommen (unser Gepäck zwar noch nicht, aber es besteht begründete Hoffnung, dass unsere Kisten in der kommenden Woche geliefert werden).

Wir wurden freundlich aber auch sehr respektvoll empfangen und versuchen nun so unsere Ersten Schritte als Direktor und Brüdersenior, bzw. als Ausbildungsleiterin.

Unsere Sprachkenntnisse sind, trotz bestandener Sprachprüfung in Morogoro, doch noch recht dürftig (Gabi ist natürlich schon wieder besser), aber so einigermaßen verständlich machen können wir uns schon. Da es in vielen Situationen auch niemenden gibt der Englisch spricht muss es halt in Kisuaheli gehen.


Wie ist es hier nun so? Eine einfache Frage die kaum zu beantworten ist, außer vielleicht mit

„verschieden“, „unteschiedlich“, „anders“...

Wir leben hier als Europäer und für hiesige Verhältnisse steinreiche Europäer ständig in verschiedenen Welten und switchen hin und her.

Da ist das exotische Afrika mit dem Kilimanscharo vor unser Terasse; Bananen, Papayas und Avocatos in unserem Garten eine Landschaft wie im Tourismusprospekt, extrem teuere Safarilodges ( Die Hatarilodge im Arusha Nationalpark nicht weit von hier , um mal was extremes zu nennen kostet für 2 Person pro Nacht 500 Dollar) -

und dann triffst du den Vater einer 8-köpfigen Familie, für den das Jahreseinkommen bei 500 Dollar beträgt.

Oder, um mal ein etwas weniger extremes Beispiel zu nennen: Wir können in einen Supermarkt zum einkaufen gehen, bei einem Metzger sogar „German Bratwurst“ kaufen und wenn uns danach ist, in einem Restaurant für vergleichweise wenig Geld gut essen -

und dann kommst du in unseren Speisesaal und triffst wie jeden Mittag einige Menschen aus der Umgebung die um einen Teller Maisbrei mit Bohnen bitten (und natürlich bekommen).


Es kommt uns schon manchmal komisch vor, selbst zwei Hausangestellte zu beschäftigen (eine Haushälterin für Wäsche waschen, bügeln, putzen und einen Mann der unseren Garten pflegt, für uns Gemüse anbaut, das Auto nach jeder Fahrt wieder putzt und sich demnächst noch um unsere Hühner kümmern wird. Wie gesagt, das ist ein bißchen komisch, andererseits haben die beiden ein festes Einkommen und erhalten damit ihre Familien. Es wäre also noch unverständlicher wenn wir, bloß weil wir uns komisch fühlen, keine Leute beschäftigen würden.

Es wird wohl eine Herausforderung bleiben in diesen unterschiedlichen Welten zu leben und eben damit zu leben, dass eine Tankfüllung unseres Lancruisers dem Monatsgehalt eines Lehrers entspricht.


Tanzania liegt, meines Wissens auf Platz 14 der ärmsten Länder der Welt und das Thema Armut als Ursache vielen Übels wird uns wohl noch die kommenden Jahre begleiten.


Jetzt aber ein paar Eindrücke aus dem Faraja Diaconic Center (FDC). Das Zentrum, gelegen im Norden Tanzanias, etwas abseits der großen Straßen, beherbergt die Brüderschaft und Diakonenausbildung der Evang. Kirche Tanzanias (Norddiözese), eine Primary-Schule (Klassen 1-7) samt Internat für, zur Zeit 80, körperbehinderte Kinder, sowie eine recht große Farm zur Eigenversorgung und als Einkommensproject, außerdem ein Gästehaus mit 8 Betten.


Wir arbeiten hier, an allen Ecken und Enden mit wirklich bescheidenen Mitteln (in Deutschland wären es unmögliche Verhältnisse). Es gibt ein Telefon (abgesehen von den privaten Handys) im ganzen Zentrum, kein FAX, drei funtionierende Computer, dafür nur einen Drucker, keinen Kopierer.....

Im Speisesaal haben wir aktuell zuwenig Stühle, im Boardinghaus fehlen Decken und Matrazen...

ich möchte die Liste gar nicht fortsetzten sondern lieber sagen:

Trotzdem oder gerade zum Trotz geschiet hier eine wirklich segensreiche Arbeit.


Die Diakonenschaft wächst( demnächst 22 eingesegnete Diakonen, und etwa 15 in Ausbildung) und wir erleben eine Gruppe junger Männer mit einer beeindruckenden diakonischen Gesinnung. Fromm, ernsthaft, aufrecht.


Und wir erleben, wie behinderten Kindern, die normalerweise ein Leben als Bettler fristen würden

Zukunftschancen erhalten.

Als Beispiel will ich von Modesti berichten: Modest ist unter anderem kleinwüchsig. Er besuchte unsere Schule und schloss sie ab. Anschließend konnte er im Usa River Rehabilitation Center (auch eine Einrichtung die von den Rummelsbergern gefördert wird) eine Ausbildung zum Schreiner absolvieren. Dank einiger Spendengelder konnten wir ihm dann eine Werkzeuggrundausstattung vorfinanzieren und zur Zeit arbeitet er für ein oder zwei Monate bei uns und repariert alles was ein Schreiner so reparieren kann. Außerdem hat er von uns noch einen Privatauftrag über den Bau von Terassenmöbel.


Alle unsere Arbeit, alle die kleinen und großen Projekte klappen nur deshalb, weil es Menschen gibt, die unsere Arbeit mit ihren Gebeten aber eben auch mit ihren Geldzuwendungen unterstützten.


Wir hatten in diesem Jahr die Auflage alle Gehälter um ca. 50% zu erhöhen. Das hat dann dazu geführt, dass einige geplante Projekte auf Eis gelegt werden mussten um wenigstes das allernotwendigste bezahlen zu können.


Ganz herzlichen Dank also allen die uns bisher unterstützt haben. Vergelts Gott.

Natürlich sind wir auch weiterhin auf Unterstützung angewiesen. Wir würden uns sehr freuen.

Alle unsere Spemnden laufen über Mission EineWelt in Neuendettelsau, das ist die „Auslandsabteilung“ der Evang. Kirche in Bayern, so dass die ordnungsgemäße Verwendung der Spenden, samt der Erstellung von Spendenquittungen, 100% sichergestellt ist.

Bank: Evang. Kreditgenossenschaft BLZ: 520 604 10

Konto Nummer:1011 111

Als Verwendungszweck bitte angeben: Arbeit Neidhardt / Faraja Diaconic Center


Vielen Dank.


So langsam komme ich zum Schluss.

Natürlich wissen wir, dass morgen der 2. Advent ist. Man muss es hier aber schon wirklich wissen,

merken kann man es eigentlich kaum. Es gibt keine Weihnachtsbeleuchtung oder sonstige Weihnachtsdekoration in den Städten, Läden oder Häusern, auch keinen Nikolaus, Lebkuchen oder Adventskranz. Auch keine Beschallung mit Weihnachtliedern und weil wir weder Zeitung noch TV haben kriegen wir auch keine Weihnachtswerbung mit (sofern es sie gäbe).

Lediglich in den Schreibwarenläden werden Weihnachtskarten verkauft und heute sah ich einen fliegenden Händler mit einem bunten Plastikchristbaum. Alles ein bißchen ungewohnt zumal die Tagestemperaturen bei uns in immerhin 1400 mtr. Höhe so bei 25 Grad liegen.


Zum Glück haben wir gerade noch rechtzeitig unseren Adventskalender (der andere Advent) aus Deutschland bekommen so kommt dann, zusammen mit einer Kerze doch etwas Stimmung auf.

Ein bißchen Heimat ist schon wichtig, aber ich denke mir auch, dass Weihnachten in Tanzania wohl dem „Ur“christfest näher kommt als unser westliches Christfest.


Das sind halt wieder so zwei Welten mit denen wir leben. Jedenfalls ist die Ente für Weihnachten bestellt und Klöße werden wir im zweifelsfall auch hinkriegen ( wobei Mango-ugali eine ernstzunehmede Alternative wäre). Wenn dann noch unser Gepäck kommt werden wir auch noch Weihnachtsdeko haben und in Moshi gibt es einen deutschsprachigen Weihnachtsgottesdienst so dass uns eigentlich nichts fehlt.

Ausgenommen Ihr alle! Jeder ganz persönlich. Das wird bestimmt das Schwierigste.

Denkt also an uns, wir denken sicher an Euch.


Behüt euch Gott!


Günter und Gabi



P.S. Einige von Euch werden diesen Eintrag auch noch mit der Post bekommen (der gute alte Rundbrief). So genau konten wir die unterschiedlichen Adressen nicht trennen.







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