Montag, 16. Juni 2008

Tumefika


Tumefika!

Wir sind angekommen!. Es ist ja kaum zu glauben, seit fast einem Jahr schon, leben wir schon in Tanzania. Auch wenn die Seele ja immer ein bisschen länger braucht, bis sie nachkommt, kann man wohl jetzt wirklich sagen, dass wir angekommen sind. Vieles Fremde ist nicht mehr so fremd, das was uns anfänglich als exotisch erschien ist Normalität geworden. Wir haben uns eingerichtet und es geht uns gut.

Hier im Zentrum ist es seit gestern recht ruhig. Der Grund: “Winter”ferien bis zum 7. Juli. Alle Diakonnenschüler und alle Kinder aus unserer Grundschule sind für drei Wochen daheim. Wir hoffen und beten jedesmal, dass das auch klappt. Nachhausegehen der Kinder funktioniert so: In der Woche vorher müssen die Eltern informiert. Wenn Eltern ein Handy haben klappt das recht gut, wenn nicht muss versucht werden Nachbarn oder sonst jemanden im Dorf zu erreichen. Oft kann der Pfarrer oder der Evangelist helfen. Die Eltern müssen dann am besagten Tag vormittags in Sanya Juu sein, bis dorthin fahren Kleinbustaxis. Wir bringen die Kinder ebenfalls mit kleinen Bussen, die wir mieten, nach Sanya Juu. Und dann heißt es eben hoffen und beten, dass fuer jedes Kind ein Elternteil oder sonstiger Angehöriger auftaucht Bei 80 Kindern nicht so leicht, hat aber bis auf einen Danieli geklappt. Denn müssen wir dann halt bringen.

Der Begriff Winterferien ist übrigens gar nicht so verkehrt, denn es ist zur Zeit empfindlich kalt. Die Nachttemperaturen liegen so bei 12-14 Grad, tagsüber, sofern es bewölkt bleibt wird es nicht viel wärmer als 18 Grad. Wir haben glücklicherweise einen offenen Kamin in unserem Wohnzimmer und natürlich haben wir warme Pullover im Schrank.
Die meisten Menschen hier haben diesen Luxus nicht und frieren. Der Krankenstand ist deshalb hoch und die feuchtkalte Witterung verschärft das noch.
Und schon wieder haben wir so einen Armutsteufelskreis:
Armut - krank – keine Arbeit – kein Verdienst – keine medizinische Versorgung – weiter krank - weiter arm – keine ausreichende Nahrung/Kleidung .. krank ..

Es läßt uns schon machmal verzweifeln, weil es derartig Teufelskreise zuhauf gibt und nahezu täglich Menschen aus der Umgebung bei uns um Arbeit und/oder um Hilfe nachsuchen. Wir tun was wir können, aber viele haben kaum eine Chance aus diesem Teufelskreisen ausbrechen zu können.
Die Überschrift hätte heute also auch “kuna shida kidogo” (es gibt es kleines Problem) heißen können, denn mit diesen Worten fängt die Bitte um Hilfe meistens an.
Tumefika: Wir sind angekommen.

Es gibt ein Sprichwort, das besagt: Wenn du eine Woche in Afrika bist, kennst du alle Probleme. Wenn du vier Wochen im Land bist, hast du für alles eine Lösung. Wenn du ein Jahr im Land bist kennst du weder die Probleme noch hast du eine Lösung.
Da ist was dran. Und wir sind weit davon entfernt Lösungen anbieten zu können. Klar ist denke ich trotzdem: Wer die Gesundheit hier fördern will, muss die Armut bekämpfen. (Pillen schicken nützt da wenig), das gilt auch wenn wir von HIV oder von AIDS reden (dazu vielleicht später mal mehr)
Und was bekämpft die Armut? Nein, ich habe kein Allheilmittel, aber Bildung ist sicher ein wichtiger und richtiger Ansatz.
Damit sind wir wieder im Faraja Diaconic Center mit der Diakonenausbildung und mit unserer Schule für körperbehinderte Kinder.
Gewiss keine Einrichtung zur globalen Armutsbekämpfung, aber eben doch eine Zukunftschance für Menschen mit Behinderung. Dafür lohnt es sich wirklich zu arbeiten und zu kämpfen und um Unterstützung zu bitten.

Ferienzeit in Faraja. Auch wir freuen uns auf ein paar Tage Urlaub am Meer (dabei nehmen wir Danile mit um Ihn zu hause abzuliefern) bevor es dann wieder weitergeht mit den “kleinen” Problemen, aber eben auch auch mit der tollen Aussicht dabei helfen zu können, Menschen eine gute Zukunft zu ermöglichen.


Wir freuen uns über Euere Rückmeldung und natürlich über Euere Besuche. Das ist gar nicht so kompliziert wie man denkt.
Übrigens: Vom 22.Dezember 08 bis zum 26. Januar 09 werden wir in Deutschland sein Sicher gibt es die Möglichkeit uns dann auch zu sehen.